Es läuft rund. So scheint es zumindest, und die Geschäftszahlen lassen durchaus diese positive Betrachtungsweise zu. In jedem Jahr dürfen neue Rekordzahlen veröffentlicht werden, und wie jedes Jahr gibt es eine freudvolle Prognose für das darauffolgenden Jahr.
Platzt die dicke Henne?
Das mühevoll gestopfte Mastvieh bekommt Risse, erst kleine, doch sind auch diese unübersehbar. Das Beispiel der Familie Glazer beim englischen Traditionsclub Manchester United zeigt, wie tief auch solch kleine Risse gehen können. Da tauchte Glazer auf wie der Retter in der Not und kaufte für einen Milliarden-Betrag den Verein, um ihm anschließend den gesamten Kaufpreis als Schulden in die Bücher zu schreiben. Der Verein sitzt seitdem auf einem riesigen unabbaubaren Schuldenberg und Glazer hat Manchester United damit zum Nulltarif bekommen. So einfach geht das heute scheinbar. Die Erfolge sind bekanntermaßen ebenfalls nicht in dem Maße eingetreten, wie man sich das anfänglich erhofft hat. Es beginnt das erste Aufbegehren, die Fanrevolte, auch wenn es eine kleine war, hat so manchen Vorstand tief ins Mark getroffen.
Passiert das nun regelmäßig?
Den meisten wäre es wohl recht, wenn es dabei bleiben würde, und es sieht in der Tat auch nicht so aus, als ob jetzt überall mit Revolten zu rechnen ist. Viele Fans finden es sogar gut, dass ihre Mannschaft mit Geld überschwemmt wird. Bei Real Madrid ist es beispielsweise Usus, dass der Präsident reich sein muss, vorzugsweise Milliardär. Ist jemand extrem reich und Fan des Clubs, schon winkt das Präsidentenamt. Auf diese Weise lässt sich viel über Umwege finanzieren, was in den FIFA-Statuten normalerweise nicht vorgesehen ist.
Geht das auch in Deutschland?
Normalerweise natürlich nicht, doch wie heißt es so schön: „Nichts genaues weiß man nicht.“ Wenn Karl Heinz Rummenigge nach einem Besuch in Katar am Münchner Flughafen mit Rolex-Uhren für 250.000 Euro aufgelesen wird, die er dort als Geschenk erhalten und nun am Zoll vorbeischleusen wollte, lässt einen das schon stutzig werden.
Es lässt sich wohl niemals ganz vermeide. Denn dort, wo gehobelt wird, fallen bekanntlich auch Späne und den meisten Fans dieses Sports ist dies wohl auch irgendwo völlig klar. Bei soviel Geld werden Begehrlichkeiten wach, der eine oder andere Protagonist ist nun mal charakterlich auf der schwächeren Seite zu Hause und dann kommt eben eins zum anderen. Den Fans war dies meist egal, der Sport hat schließlich so viel Freude zu bieten, da darf man wegen ein paar Unregelmäßigkeiten nicht das große Ganze in Gefahr bringen.
Funktioniert dieses Prinzip noch in der Zukunft?
Vermutlich immer weniger. Es schauen nun doch mehr und mehr Menschen genauer hin und wollen wissen, was los ist in ihrem einst so geliebten Fußball. Man glaubt, mit der 50+1 Regel wäre kein Missbrauch möglich, doch das zu glauben, ist mehr als naiv. Im Grunde dient das Festhalten an der Regel vor allem dem Festhalten am Status Quo des Machtgefüges innerhalb der Bundesliga. Wer groß ist, bleibt groß, und wer klein ist, der bleibt eben klein.